Die Stadt Solothurn, mit der Krakau seit über 30 Jahren befreundet ist, feiert dieses Jahr ihr 2000-jähriges Bestehen. Genauso alt sind die Legenden, die sich um diese Schweizer Stadt ranken. Deshalb standen die Feierlichkeiten, die am 16. September in Solothurn stattfanden, unter dem Motto „2000 Jahre legendär".
Woher stammt die Idee, dass Solothurn vor 2000 Jahren gegründet worden ist? In der Tat gibt es kein Dokument, das das Gründungsjahr der Stadt zweifelsfrei belegt. Bei verschiedenen Grabungen in der Altstadt fand man sogenannte Sigillata-Keramikscherben. Dieses rote Geschirr aus Italien und Südgallien konnte aufgrund seiner Gestaltung datiert werden, denn die Produktion des Geschirrs unterlag schon damals Modeströmungen. Somit kann als Gründungszeit die Spanne zwischen 15 und 25 n. Chr. festgelegt werden. Und wie kam es zu diesem Standort? Irgendwann zwischen den Jahren 15 und 25 n. Chr. erbauten die Römer auf dem Weg von Aventicum nach Vindonissa und Augusta Raurica eine Brücke über die Aare. Solothurn bot eine schmale Stelle am Fluss, die weniger sumpfig und überschwemmungsgefährdet war als andere Gebiete. Vielleicht war es das, was die römischen Ingenieure veranlasste, den von den Kelten Salodurum (d. h. „Tor der Wellen") genannten Ort für die Brücke zu wählen. Sie wurde wahrscheinlich genau an der Stelle gebaut, wo heute die Wengibrücke steht. . Am Fluss entstand eine Siedlung, die seither immer bewohnt war.
Heute ist Solothurn eine kleine, aber lebendige Stadt. Zahlreiche Unternehmen bieten hier bis zu 20.000 Arbeitsplätze, obwohl in Solothurn selbst nur 17.500 Menschen leben. Solothurn ist also eine Pendler- und Wachstumsstadt. Sie ist die Hauptstadt des Kantons, der 1481 als elfter der Schweizerischen Eidgenossenschaft beitrat, und die Zahl 11 hat überhaupt eine besondere Bedeutung für diese Stadt. Solothurn hat 11 Türme, 11 Kirchen und Kapellen, 11 historische Brunnen sowie 11 Zünfte. Seit einiger Zeit wird die magische Zahl 11 geschickt für Marketingzwecke genutzt - z.B. die lokale Brauerei "Öufi". (was im lokalen Dialekt 11 bedeutet) stellt das gleichnamige Bier her. Im Jahr 2020 stiftete Solothurn drei Steinsitze mit der eingravierten Zahl 11 für den Krakauer Taschenpark „Magischer Garten” im Stadtteil Dębniki.
Solothurn erhebt zu Recht den Anspruch, die schönste Barockstadt der Schweiz zu sein. Es war von 1530 bis 1792 Ambassadorenstadt - Sitz der französischen Botschafter bei der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Das Paradebeispiel für Barockarchitektur ist die Jesuitenkirche - eines der eindrucksvollsten Barockgebäude der Schweiz. Weitere Höhepunkte der Stadt sind die St. Ursen-Kathedrale und der Zeitglockenturm - der berühmte Uhrenturm aus dem frühen 13. Jahrhundert. Solothurn verfügt auch über ein außergewöhnlich reiches Kulturangebot. Das ganze Jahr über finden renommierte Veranstaltungen statt, die Kunstliebhaber aus den wichtigsten Städten der Schweiz und Europas anziehen, wie zum Beispiel: die Film- und Literaturtage oder das Klassik- und Opernmusikfestival „Solothurn Classics". Solothurn ist auch bekannt für seine Biertage und die Fasnacht.
Die zentralen Jubiläumsfeierlichkeiten fanden im Kunstmuseum und im Konzertsaal von Solothurn statt, an denen Ehrengäste wie Bundesrat Alain Berset, Frau Landammann Susanne Schaffner und zahlreiche Schweizer Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Kultur teilnahmen. Aus den eingeladenen Partnerstädten sprachen ein Grußwort: der Heilbronner Oberbürgermeister Harry Mergel, für die Gemeinde Le Landeron Claude Egger und für Krakau der Stellvertretende Präsident Bogusław Kośmider, der dem nach 28 Jahren scheidenden Stadtpräsidenten Kurt Fluri eine Zierfliese mit Blick auf die Marienkirche überreichte. Im Namen des Stadtrats von Krakau nahmen der Ratsvorsitzende Dominik Jaśkowiec und Stadtrat Jerzy Zięty an der Jubiläumsfeier teil. Musikalisch umrahmt wurde der Festakt vom Orchester Biel-Solothurn, das im Januar 2020 zu Gast beim Festival „Opera Rara” in Krakau war.