Studienfahrt der Frankfurter Delegation nach Krakau
Am 14. Mai 2024 fand ein Treffen der 22-köpfigen Delegation aus Frankfurt am Main unter der Leitung von Dr. Ina Hartwig, Dezernentin für Kultur und Wissenschaft, in Krakau statt. Bei dem Treffen im Krakau Museum (Muzeum Krakowa) im Krzysztofory-Palast wurden die Gäste aus unserer Partnerstadt - Vertreterinnen und Vertreter der Stadtverordnetenversammlung und des Magistrats, von Anna Bałdyga, Stadtverordnete von Krakau, Beata Sabatowicz, Leiterin des Referats Internationale Zusammenarbeit der Stadt Krakau und Michał Niezabitowski, Leiter des Krakau Museums, im Namen des Krakauer Stadtpräsidenten und des Vorsitzenden der Krakauer Stadtverordnetenversammlung begrüßt.
Die Delegation besucht Krakau im Rahmen einer Studienreise vom 14. bis 16. Mai. Neben Fachgesprächen, einschließlich der Besichtigung der Tauron-Arena, ist ein Besuch der Gedenkstätte und des Museums Plaszow, der Emalie-Fabrik von Oskar Schindler und der Gedenkstätte und des Museums Auschwitz-Birkenau, geplant. Das Hauptthema des Studienbesuchs ist die “Erinnerungskultur”, Gedenken an historische Ereignisse des Zweiten Weltkriegs, die schwierige deutsch-polnische Geschichte und den Holocaust. Das Treffen im Krakau Museum, an dem Monika Bednarek, Leiterin des Museums und der Gedenkstätte des Konzentrationslagers Plaszow, teilnahm, war diesem Thema gewidmet. Die Delegation lernte die städtischen Museen in Krakau kennen, die sich der Erinnerungskultur widmen, und stellte selbst die bisher vergessene und vernachlässigte Gedenkstätte "Adlerwerke" in Frankfurt am Main vor, die 2022 für Besucher geöffnet wurde.
Das 1880 gegründete Unternehmen "Adlerwerke" stellte zunächst Fahrräder her. Ab 1900 wurde die Produktpalette um Schreibmaschinen, Motorräder und Autos erweitert. Während des Ersten und Zweiten Weltkriegs wurden die in Frankfurt am Main hergestellten Fahrzeuge sowie weitere Rüstungsgüter an vielen Fronten in Europa eingesetzt. 1938 erweiterten die Adlerwerke ihr Werk. Sie übernahmen den Besitz jüdischer Unternehmer und wurden so zu einem Nutznießer der nationalsozialistischen "Arisierungspolitik". Während des Zweiten Weltkriegs waren die Adlerwerke eng in die Rüstungsindustrie der NS-Diktatur eingebunden. Sie produzierten vor allem Motoren und Fahrzeugteile für die Wehrmacht. Die Werksleitung versuchte, den kriegsbedingten Arbeitskräftemangel durch den Einsatz von Zwangsarbeitern zu kompensieren. Ab 1941 wurden zivile Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene, auch aus Polen, zur Arbeit im Werk gezwungen. Insgesamt wurden 1.616 Menschen aus mehr als acht Ländern als KZ-Häftlinge nach Frankfurt gebracht. Die meisten von ihnen mussten unter entsetzlichen Bedingungen arbeiten und haben das Ende des Krieges nicht mehr überlebt. Der „Geschichtsort Adlerwerke: Fabrik, Zwangsarbeit, Konzentrationslager“ arbeitet als Gedenk- und Bildungsstätte. Betrieben wird er durch den Studienkreis Deutscher Widerstand 1933–1945, unterstützt vom Förderverein für die Errichtung einer Gedenk- und Bildungsstätte KZ-Katzbach in den Adlerwerken sowie dem Dezernat für Kultur und Wissenschaft der Stadt Frankfurt.
Die seit 33 Jahren bestehende Zusammenarbeit mit Frankfurt am Main erstreckt sich auf eine Reihe von Bereichen, insbesondere Kultur, soziale Arbeit, Krisenmanagement und Jugendaustausch. Derzeit (13.-17. Mai 2024) nehmen Vertreterinnen und Vertreter des Krakauer Jugendparlaments an einem Austausch von Jugendparlamenten der Frankfurter Partnerstädte "Summit for the Global House of Young Voices" in Frankfurt teil. Die Kontakte zwischen unseren Städten werden auch durch den Freundeskreis Frankfurt-Krakau gepflegt, dessen Mitglieder im Dezember 2023 Krakau besuchten.